Der Wilde Wald

Der Wilde Wald liegt in Hamburg, im Bezirk Mitte, auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Die Fläche gehört der Stadt Hamburg und ist fast 10 Hektar groß, das sind 14 Fußballfelder! Der auwaldähnliche Pionierwald ist seit über 60 Jahren ungestört und wild gewachsen und wandelt sich derzeit zum Laubmischwald1. Er liegt mitten in der Stadt und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Hier wachsen 40 verschiedene Baumarten wie Pappeln, Weiden, Erlen, Birken, Eschen und langsam auch kleine Eichen und Ahorn. Außerdem gibt es eine Lichtung mit naturbelassener Wiese, viel Unterholz, Bruch– und Totholz und somit viele Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere, darunter viele Höhlenbewohner wie Spechte, Schwarzmeisen, Stare und Fledermäuse sowie Wasservögel wie Eisvögel und Graureiher. 

Gefährdete und besonders geschützte Arten: 

  • Vögel wie Fitis, Gelbspötter, Gartengrasmücke, Teichhuhn und Sperber
  • 4 gefährdete Fledermausarten
  • Erdkröte, Teichfrosch
  • 16 geschützte Libellenarten

Der Wald ist nach der Sturmflut von 1962 entstanden, vorher befanden sich auf den Gebiet Kleingärten. Aufgrund der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg lebten dort viele Menschen, teilweise in provisorischen Hütten. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 brachen die Deiche, unter anderem direkt am Spreehafen nördlich der Kleingärten. Die Fläche wurde überflutet, viele Menschen starben im Wasser oder erfrohren auf Dächern und Bäumen. Die Große Flut ist bis heute prägend für die Geschichte der Stadt Hamburg, das Gebiet des heutigen Wilden Waldes war besonders stark betroffen. Danach herrschte lange Ratlosigkeit, was mit der Fläche geschehen sollte, niemand traute sich, hier zu bauen. So entstand der Wilde Wald. Unter dem Brombeerdickicht sind bis heute Grundmauern und gepflasterte Wege zu finden.

Der Wald in der Großstadt ist sehr wichtig für

  • den Klimaschutz: Er reguliert das lokale Mikroklima und ist eine CO2-Senke
  • den Artenschutz: Er ist Lebensraum für Millionen Pflanzen, Tiere und Pilze
  • den Gesundheitsschutz: Er filtert den Hafendreck aus der Luft, puffert den Industrielärm und kühlt die angrenzenden Wohngebiete. Hitzesommer in Großstädten haben zunehmend gesundheitliche bis tödliche Folgen. Alte Bäume kühlen ihre Umgebung im Sommer um bis zu 10°C. Außerdem bietet der Wald den Anwohner*innen die Möglichkeit, sich in der Natur zu erholen. Der Aufenthalt in der Natur senkt nachweislich die Folgen typischer Stresserkrankungen. Noch dazu mildert der Wald die Folgen zunehmenden Starkregens und senkt somit das Überschwemmungsrisiko.
  • die Bildung: Kinder brauchen Naturräume, um unmittelbar in, von und mit ihnen zu lernen, besonders in der Großstadt und für zukunftsfähige Umweltbildung.
  1. Laubmischwälder sind Wälder, in denen unterscheidliche Baumarten vorkommen. Diese Baumarten sind aber hauptsächlich Laubbäume (z.B. Eiche) und nicht Nadelbäume (z.B. Tanne) ↩︎
Der Weg im Wilden Wald nach einer Regenschauer.